Wettrennen um Vokabeln

Wettrennen um Vokabeln

Junger Franzose wirbt für seine Muttersprache

Bei gewissen Sprachen genügt es, nur wenige Worte zu hören, und schon würde man am liebsten die Reisekoffer packen. Französisch gehört ganz sicher dazu. Und obwohl diese Sprache bei uns Urlaubsstimmung erzeugt und sie mit ihrem Wohlklang zu den schönsten der Welt zählt, wählen immer weniger Schüler das Französische als zweite Fremdsprache. Mit ein Grund dafür: Das Spanische läuft der nasalen Sprache zunehmend den Rang ab.

Gemeinschaftsprojekt für Französisch

Davon kann auch der Fachbereich Französisch der „Schule auf der Aue“ ein Liedchen singen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, lässt sich Fachsprecherin Lila Sandberg, selbst französische Muttersprachlerin, jedes Jahr etwas Besonderes einfallen. Sie lud zum wiederholten Male einen Lektor ein, der im Auftrag von „FranceMobil“ durch Deutschlands Schulen tourt. Das Programm, ein Gemeinschaftsprojekt der französischen Botschaft, des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) und der Robert Bosch Stiftung, wendet sich an Schüler*innen, die kurz vor der Wahl der zweiten Fremdsprache stehen. Und so kamen sämtliche Aue-Sechstklässler*innen am Dienstag, 1. Februar, in den Genuss einer ganz besonderen Französisch-Stunde, die sie so schnell nicht vergessen werden.

Spielerisches Lernen

Weil man am besten beim Spielen lernt, reichte der junge Wahl-Mainzer Matéo Chirac gleich mal einen Würfel aus Schaumstoff im Sitzkreis herum. Jede Augenzahl stand dabei für einen französischen Satz, den der junge Mann zuvor an die interaktive Tafel schrieb: Die Eins bedeutete „Je m‘appelle…“, also „ich heiße…“, die Zwei „J‘ai… ans“, also „Ich bin … Jahre alt“. Weitere Angaben über die eigene Person wie „Ich wohne in…“ („J‘habite …“) oder „Ich mag gerne…“ („J‘aime bien…“) folgten, je nach gewürfelter Zahl. Der Würfel ging rasch herum, dazu lief französische Musik. Machte diese eine kurze Pause, dann waren die Schüler*innen gefragt: Sie mussten würfeln, den „gewürfelten“ Satz aufsagen und komplettieren. Jedes Mal stieg die Spannung – wann würde die Musik enden? Wer kommt wohl als nächstes dran? Im Laufe der ersten zehn Minuten, die wie im Fluge vergingen, durfte jede und jeder mindestens einmal würfeln. So sprachen die Sechstklässler*innen bereits nach kurzer Zeit ihre ersten französischen Sätze, und zwar sehr passabel.

Lernen mit tanzen und singen

Dermaßen spielerisch aufgewärmt lernten die Aueschüler*innen weitere Vokabeln, die man als deutscher Muttersprachler gut erlernen konnte. Hierfür verteilte Monsieur Chirac auf dem Boden des Klassenraumes laminierte Zettel mit französischen Wörtern (zum Beispiel „ananas“, „éléphant“, „citron“, „rose“), die der jeweiligen deutschen Entsprechung ähneln, und ließ dazu wiederum französische Chansons erklingen. Wenn im Liedtext eines dieser Wörter erklang, mussten die Schüler*innen aufstehen und sich das jeweilige Wort „holen“. Das förderte neben der Bewegung und der korrekten Aussprache des französischen Wortes auch das aufmerksame Zuhören. Wer neben dem Parlieren des Wortes noch einen kleinen Tanz hinlegte, bekam zudem einen Sonderpunkt. Und so rannten und tanzten die Klassen, aufgeteilt in die Teams „Baguette“ und „Croissant“, nach französischen Wörtern um die Wette. Es war ein quirliges Toben mit gleichzeitigem Lernzuwachs – so stellt man sich modernen Fremdsprachenunterricht vor.

Lila Sandberg ist optimistisch

Monsieur Chirac und Frau Sandberg, die an der Aueschule viele Französisch-Kurse abhält, zeigten sich am Ende des Tages sehr zufrieden mit den Stunden. „Die Schüler*innen waren mit viel Eifer und großem Interesse mit dabei. Es wäre schön, wenn viele von ihnen dann in der 7. Klasse auch Französisch belegen würden“, hofft die Lehrerin.

Text/Bilder: Axel Preiss Online Version: Willem Skopp & Elijah Murmann (10Gc)

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