Schule in Zeiten von TikTok

Schule in Zeiten von TikTok

Was ist TikTok?

30 Millionen aktive Nutzer*innen in den USA und 100 Millionen in Europa. Davon etwa 10,7 Millionen in Deutschland. Und es werden täglich mehr. Die weltweit berühmte App “TikTok” erfreut sich rasant wachsender Beliebtheit, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Ob Comedy, Kochvideos, Buchtipps, Lifestyle-Inspiration oder Nachrichten – TikTok bietet alles für sie. “APP ANNIE”, ein App-Analytics-Anbieter, prognostiziert die Nutzerzahl dieses Jahres bereits auf 1,7 Milliarden. Hier wird deutlich: TikTok ist rekordverdächtig. Dieses Wachstum lässt selbst Social-Media-Plattformen wie Instagram, Twitter oder Facebook vor Neid ganz blass werden, denn kein anderes Netzwerk kann solch ein Wachstum aktuell aufweisen. Doch wie schafft TikTok es so beliebt zu sein? Und welche Schattenseiten gibt es?

Warum ist TikTok so beliebt?

TikTok ist ein Videoportal für die Lippensynchronisation von Musikvideos und anderen kurzen Videoclips, das zusätzlich Funktionen eines sozialen Netzwerks anbietet und vom chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben wird. Der besondere Reiz an Tiktok sind zum Großteil die Challenges und Duetts - die große Auswahl an Sounds, die nicht nur Musik beinhaltet, ist auch ein großes Highlight.
Bei dem Vorgänger Musica.ly wurde die App als
Tanzapp genutzt, allerdings wird die App Tiktok nicht mehr nur als Tanzapp verwendet, sondern auch für Comedy, DIY’s und Unterhaltung. Tiktok wurde im September 2016 von Zhang Yiming auf den Markt gebracht. Die Reize des Contents von Tiktok können im Gehirn eine neurologische Reaktion hervorrufen, die auch in anderen Süchten nachzuweisen ist.

Die dunkle Seite der App

Trotz seiner weltweiten Beliebtheit hat TikTok auch seine dunkle Seite. Es gab beispielsweise einen TikTok-Trend, bei dem Jugendliche Feuer in Schulen gelegt haben. Der Trend wurde von einem TikTok-Nutzer ins Leben gerufen, der einen Desinfektionsspender aus der Schule entwendet hat. Er filmte sich bei der Tat, veröffentlichte das Video, welches inzwischen schon millionenfach angeschaut wurde. Es folgten Videos von Nachahmern, die sich ebenfalls dabei filmten, Schuleigentum zu zerstören. Mittlerweile der Trend so weit ausgeartet, dass Schüler sogar Feuer legen. Unter den Hashtags #klopapier oder #klopapierrolle kursieren zahlreiche Videos. Ein anderes Beispiel wäre, dass das TikTok-Programm Dinge, die zum Beispiel LGBTQIA+ behandeln, oftmals nicht an den Anfang der ForYou-Page (die auf dich abgestimmte Startseite) gestellt werden oder erst gar nicht angezeigt werden.

Interview mit unseren Schülern

Da TikTok vor allem auf jüngere Generationen abzielt, haben wir uns gefragt: Wie stehen unsere Aueschüler und -schülerinnen zur App? Nachfolgend haben wir daher drei Mitglieder unserer Schulgemeinde zu ihrem TikTok-Konsum befragt – und dabei sehr interessante Ansichten zu hören bekommen.

Tabea Kraft, Schülerin der 8GB:
Ic
h habe TikTok genutzt, weil so gut wie jeder in meinem Umfeld dort aktiv war und in der Schule auch gemeinsam darüber geredet wurde. Außerdem fand ich es cool, TikTok-Tänze selbst nachzustellen. Ich habe viele Videos aufgenommen, die ich dann zusammengeschnitten und gepostet habe. So ist es durchaus mal vorgekommen, dass ich an manchen Tagen drei bis vier Stunden mit der App verbracht habe, was jedoch auch von Tag zu Tag variierte. Meistens war ich am Wochenende aktiver und habe dabei selbst irgendwann gemerkt, wann es genug war und das Handy dann auch beiseite gelegt. Auf der „ForYou Page“ erschien damals schon das ein oder andere befremdliche Video, bei dem ich mich gefragt habe, warum Leute so etwas machen. Meine Eltern haben diesbezüglich keine Verbote ausgesprochen, sondern auf mein eigenes Einschätzungsvermögen vertraut. Mittlerweile habe ich die App aber gelöscht, denn ich habe einen viel zu großen Teil meiner Freizeit damit verbracht. Darüber hinaus habe ich festgestellt, das TikTok mich verändert hat. Ich wollte nicht länger abhängig von einer App sein, die mir keinen wesentlichen Mehrwert bietet, und TikTok auch nicht mehr als zentrales Gesprächsthema mit meinen Freunden haben. Ob ich mir die App nochmal herunterlade, kann ich nicht sagen, aber momentan bin ich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Wenn es anderen Leuten ähnlich geht, würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen, soziale Medien wie TikTok herunterzufahren, um zu probieren, ob es einem damit besser geht.”

Thuvishan Pirapakaran, Stellvertretender Schulsprecher (ehemalige Klasse 10Ga):
TikTok dient für mich, wie viele andere Social-Media Plattformen, zur Unterhaltung. Besonders attraktiv finde ich hierbei die für jeden Nutzer erstellten ,,ForYou Pages”, welche auf die jeweiligen Nutzer angepasst werden. Dies macht die App einzigartig, auch weil einem TikToks angezeigt werden, die einen sehr interessieren und auch unterhalten. Vor allem sind die Inhalte sehr unterschiedlich, da verschiedenste Personen TikToks hochladen. Mal geht es um Trends, Memes, alltägliche Dinge oder auch andere Themen wie Sport oder Videospiele. Besonders negative Inhalte sind mir bisher nicht aufgefallen.
Ich bin ein passiver Zuschauer und verbringe täglich ungefähr eine halbe Stunde meiner Freizeit auf TikTok.

Ghalib Zahir, Schüler der Klasse 8Gb:
"Angefangen habe ich mit
TikTok aus Langeweile. Ein Freund hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, ihm bei seinem Account zu helfen. Viele Videos haben wir nur zum Spaß gemacht oder weil wir zu einem bestimmten Thema etwas zu sagen hatten. Manchmal haben wir viel Arbeit in das Video gesteckt. Es kam aber auch vor, dass wir einfach irgendwas gepostet haben. Meistens haben wir versucht, mit unseren Videos etwas zu bewegen. Anfangs lief es das ziemlich gut, aber nach einiger Zeit haben wir den Reiz verloren. Zuerst habe ich mich nur zusammen mit meinem Freund damit beschäftigt, aber dann habe ich angefangen, es auch zu nutzen, wenn mir langweilig war. Anfangs war ich ziemlich aktiv und habe viele Videos auch hochgeladen. Als ich aufgehörte, mit meinem Freund zusammen Videos zu drehen, war ich erstmal ein passiver Nutzer. In der letzten Zeit habe ich aber wieder angefangen, ein paar Videos zu posten. An Tagen, an denen ich gar nichts anderes zu tun habe, kommt es schon mal vor, dass ich mehrere Stunden auf TikTok bin. Wenn ich allerdings etwas zu tun habe, dann nutze ich TikTok nur kaum. Ich habe bereits Videos gesehen, die Themen wie die sexuelle Orientierung eines Menschen ins Lächerliche gezogen und negativ dargestellt haben. Meiner Meinung nach sorgt TikTok dafür, dass vieles in der Menschheit falsch dargestellt wird.  Es ist außerdem so, dass viele Menschen denken, sie könnten auf TikTok sagen was sie wollen und dabei andere Menschen verletzen. Meine Eltern wissen, was ich auf TikTok mache und vertrauen mir dabei auch. Konkrete Regeln haben wir nicht, ihnen ist es nur wichtig, dass ich nicht zu viel von mir und meinem Privatleben preisgebe.

 

Idee und Konzept: Janina Herget und Sibel Ikierler
Online-Version: Sandro De Falco, Hannah Bahl und Linus Stock

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